In diesem Blogbeitrag tauchen wir in die Tiefen des Empowerment-Coachings ein, angefangen beim historischen Ursprung des Empowerments bis hin zu seiner modernen Anwendung. Die hier vorgestellte Definition von Empowerment-Coaching basiert auf meinen eigenen Erfahrungen und meiner Arbeit in diesem Bereich.
1. Was bedeutet Empowerment?
Empowerment bedeutet, dass Menschen und Gruppen lernen, ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu managen. Die Idee kam in den 60er Jahren in den USA auf, besonders in der Bürgerrechtsbewegung. Damals wollten Menschen wie Barbara S. Solomon sicherstellen, dass benachteiligte Gruppen eine stärkere Stimme und mehr Einfluss bekommen. Diese historische Entwicklung macht Empowerment so wichtig in sozialer und politischer Hinsicht.
Einfach gesagt, hilft Empowerment Einzelpersonen und Gruppen, die Kontrolle über ihre eigenen Belange zu übernehmen. Der US-amerikanische Psychologe Julian Rappaport betont, dass es dabei um das Erlernen von Fähigkeiten geht, mit denen man seine Probleme selbst lösen kann – es geht also nicht nur um die Lösung der Probleme an sich, sondern um die Problemlösekompetenz.
Empowerment ermöglicht es Menschen, selbstständiger und unabhängiger zu werden. Es geht nicht nur darum, sie zu stärken, sondern auch darum, die Bedingungen zu schaffen, unter denen sie ihre Talente und Ressourcen voll nutzen können.
Ziel von Empowerment ist es, Menschen und Gruppen zu befähigen, ihr Leben selbst zu gestalten. Dieses Ziel ist sehr wichtig, nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis, und spielt eine große Rolle in vielen Bereichen, von der Sozialarbeit bis zur Gesundheitsförderung. Empowerment bleibt ein zentrales Konzept, um sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen stärker und selbstbestimmter zu machen.
2. Was bedeutet Coaching?
Um die Essenz des Empowerment-Coachings voll zu erfassen, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf das Wesen des Coachings selbst zu werfen. Coaching dreht sich darum, mit gezielten Fragen ein Bewusstsein zu schaffen. Diese Methode ermöglicht es den Gecoachten, eigene Erkenntnisse zu entwickeln und selbst Antworten auf ihre Probleme zu finden. Anders als bei Beratung oder Mentoring, die eher auf direkten Rat oder das Teilen von Erfahrungen setzen, haben Coaches die Aufgabe, die Gecoachten so zu begleiten, dass sie ihre eigenen Lösungen finden.
Es ist wichtig, die passenden Fragen zur richtigen Zeit zu stellen, damit die Gecoachten neue Perspektiven entdecken und tiefer in ihre eigenen Überzeugungen, Werte und Ziele eintauchen können. So entsteht eine starke Basis für persönliches Wachstum und Erfolg.
Dieser Coaching-Ansatz, also das klassische Coaching nutzt die Ressourcen, die Menschen schon in sich tragen. Die Idee dahinter ist, dass jeder bereits über viele Fähigkeiten und ein inneres Wissen verfügt. Coaching mit den richtigen Fragen will diese vorhandenen Ressourcen erkennen und aktivieren, indem es das anspricht, was schon da ist. Das ist im Empowerment-Coaching etwas anders.
3. Was ist Empowerment-Coaching?
Empowerment-Coaching ist mehr als das klassische Coaching. Klassisches Coaching, das sich rein auf das Stellen von Fragen konzentriert, kann in bestimmten Situationen an seine Grenzen stoßen, insbesondere wenn die Klientin komplexe Herausforderungen oder innere Blockaden hat. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, den Coaching-Prozess zu erweitern, indem klientenzentriert weitere Elemente wie Training, Beratung oder Mentoring integriert werden.
Diese Ansätze bieten gezielte Unterstützung, Wissenstransfer und Orientierungshilfen, die die Entwicklung der Klientin beschleunigen können. Wichtig ist, dass diese Erweiterungen im Einverständnis mit der Klientin erfolgen und ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen.
Empowerment-Coaching geht daher noch einen Schritt weiter als das klassische Coaching. Es ist der klientenzentrierte Mix aus unterschiedlichen Rollen, die die begleitende Person einnehmen kann, sofern die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen gegeben sind.
3.1. Empowerment-Coaching beinhaltet auch Trainingselemente
Das Ziel der Einbeziehung von Trainingselementen im Empowerment-Coaching ist es, nicht nur vorhandene Fähigkeiten bei Menschen zu nutzen, sondern auch gezielt deren Fähigkeit zur Problemlösung zu verbessern und weiter auszubauen. Dies steht im Einklang mit der Idee des Empowerments und kann von der Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten bis hin zur Entwicklung von Strategien für Zeitmanagement und Selbstorganisation reichen.
Empowerment-Coaching ist daher ein ganzheitlicher Ansatz, der Coaching und Training kombiniert, um Menschen zu befähigen, sich selbst zu helfen und unabhängiger im Sinne des Empowerment-Gedankens zu werden. Ziel ist es, nicht nur vorhandene Stärken zu nutzen, sondern auch die Palette an Möglichkeiten und Lösungsansätzen zu vergrößern.
Dieser Ansatz hilft nicht nur bei der Bewältigung aktueller Probleme, sondern bereitet Menschen auch darauf vor, künftigen Herausforderungen selbstständig und mit Selbstvertrauen zu begegnen.
3.2. Empowerment-Coaching beinhaltet auch Mentoringelemente
Außerdem sind Lösungen für persönliche oder berufliche Probleme nicht selten schwer zu finden, weil sie von den Erwartungen und Regeln der Gesellschaft überdeckt werden. Sie liegen oft tief verborgen und lassen sich nicht immer einfach durch Nachfragen erkennen. In diesen Situationen kann man die Kreativität der Gecoachten stärken, indem man Mentoring im Sinne von Erfahrungsaustausch anbietet. Das kann die Gecoachten dazu inspirieren, neue Lösungswege zu erkunden und alternative Ansätze zu betrachten, die sie zuvor vielleicht nicht in Betracht gezogen haben. Auch hier kann Empowerment-Coaching als ein flexibler Ansatz besser helfen als der klassische Coachingansatz.
Das Austauschen von Erfahrungen hilft dabei, das Gefühl der Augenhöhe – auch ein Aspekt von Empowerment – zwischen Coach und Coachee zu fördern. Außerdem können die Coachees erfahren, dass die/der Coach die Herausforderungen aus eigener Erfahrung versteht. Das kann die Beziehung stärken und eine vertrauensvollere und offenere Kommunikation fördern.
Durch die Kombination von Coaching und Mentoring bekommen die Coachees im Empowerment-Coaching zusätzliche Unterstützung und Ermutigung. Das ist besonders hilfreich, um schwierige Zeiten zu meistern und motiviert zu bleiben. Wenn man Mentoring in den Coaching-Prozess einbindet, können die Coachees schneller lernen, da sie direkten Zugriff auf bereits gemachte Erfahrungen haben. So müssen sie nicht alles selbst durch Ausprobieren herausfinden, was das Lernen beschleunigt und effektiver macht.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Coaches in ihrer Mentoring-Rolle nur „Vorschläge“ machen, anstatt ihre eigenen Erfahrungen als die einzig möglichen, richtigen oder als absolute Wahrheiten zu sehen und darzustellen.
3.3 Empowerment-Coaching verlangt mehr von Coaches
Insgesamt erweitert Empowerment-Coaching den Horizont des klassischen Coachings, indem es eine aktive Rolle bei der Entwicklung von Problemlösekompetenzen spielt und so die Menschen im Sinne des Empowerment-Ansatzes stärkt und trainiert. Es ist ein Ansatz, der die Menschen nicht nur für den Moment stärkt, sondern sie mit den Werkzeugen und dem Selbstvertrauen ausstattet, um ihr volles Potenzial dauerhaft zu entfalten und ihre Ziele zu erreichen.
Empowerment-Coaching bedeutet, dass die Coaches sehr flexibel sein müssen. Sie müssen unterschiedliche Rollen einnehmen können, je nachdem, was gerade benötigt wird. Mal sind sie jemand, der nur Fragen stellt, mal jemand, der Wissen vermittelt und trainiert, und mal jemand, der aus der eigenen Erfahrung berichtet. Dafür ist es wichtig, dass sie die Situation gut verstehen und gut spüren, welche Herangehensweise in dem Moment die beste ist.
Diese Auffassung im Empowerment-Coaching erweitert das klassische Verständnis von Coaching um wertvolle Elemente und betont eine wichtige Facette: Dass Coaching individuell auf die Coachees zugeschnitten sein sollte. Sie erkennt an, dass nicht jeder Mensch die gleiche Art der Unterstützung benötigt, um Empowerment zu erleben. Das ist ein sehr bedeutsamer Punkt, da Menschen in der Tat unterschiedliche Voraussetzungen, Erfahrungen und Bedürfnisse mitbringen. Diese Auffassung von Empowerment-Coaching ermöglicht es, maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, die die Gecoachten genau dort abholen, wo sie stehen.
4. Welche Ebenen gibt es im Empowerment-Coaching?
Um Empowerment-Coaching besser zu verstehen und zu fördern, kann man es einem dreistufigen Modell betrachten, welches die politische, die institutionelle und die individuelle Ebene umfasst.
Auf der politischen Ebene geht es darum, die gesellschaftlichen Bedingungen so zu gestalten, dass alle Menschen gleichberechtigt und gerecht behandelt werden. Das erreicht man durch die Schaffung entsprechender Gesetze und Strukturen, die Hindernisse für die Selbstbestimmung und Entwicklung beseitigen. Empowerment-Coaching ist auf dieser Ebene weniger direkt beteiligt, da es sich hauptsächlich um gesetzliche und strukturelle Maßnahmen handelt.
Die institutionelle Ebene bezieht sich auf Organisationen und Unternehmen, die durch ihre Arbeitsweise und Kultur das Wachstum und die Stärkung ihrer Mitglieder oder Angestellten fördern können. Hierbei geht es darum, Strategien zu implementieren, die jedem Einzelnen ermöglichen, sein Potenzial bestmöglich zu entfalten. Auf dieser Ebene ist Empowerment-Coaching direkt relevant, da Coaches mit Organisationen zusammenarbeiten können, um passgenaue Empowerment-Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Sie helfen dabei, eine Kultur zu schaffen, welche die Entwicklung und das Wachstum jedes Einzelnen unterstützt. Coaches können Trainings und Workshops anbieten, die auf die spezifischen Bedürfnisse einer Organisation zugeschnitten sind, und so die institutionelle Förderung von Empowerment vorantreiben.
Auf der individuellen Ebene steht das einzelne Individuum im Fokus. Hier geht es darum, Menschen zu unterstützen, ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten zu erkennen und zu nutzen. Ziel ist es, dass sie ihre Ziele erreichen und ein unabhängiges Leben führen können. Das ist die Ebene, auf der Empowerment-Coaching am direktesten und offensichtlichsten zum Einsatz kommt. Coaches arbeiten hier direkt mit Einzelpersonen, um sie in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Sie helfen den Individuen, ihre eigenen Stärken, Fähigkeiten und Ziele zu erkennen und zu verfolgen. Durch Einzel- oder Gruppencoaching können Menschen dabei unterstützt werden, ihre Problemlösefähigkeiten zu verbessern, ihre Ziele zu erreichen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Auf dieser Ebene ist Empowerment-Coaching ein wesentliches Werkzeug, um Individuen direkt zu ermächtigen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Empowerment-Coaching sich am direktesten der individuellen Ebene zuordnen lässt, da es hier um die persönliche Entwicklung und Selbstbestimmung geht. Auf der institutionellen Ebene kann es ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, indem es Organisationen dabei unterstützt, ermächtigende Umgebungen zu schaffen. Auf der politischen Ebene ist der Bezug indirekter, aber Coaches können durch Bewusstseinsbildung und Empowerment von Einzelpersonen und Gruppen einen Beitrag leisten.
5. Was hat Empowerment-Coaching mit Macht und Power zu tun?
Im Kern des Empowerment-Coachings steht das Konzept der „Power“ – und damit die Auseinandersetzung mit dem Thema Macht. Dieser Prozess, der oft unterschätzt wird, beginnt mit einer grundlegenden Neugestaltung der eigenen Beziehung zur Macht. Das ist besonders wichtig im Zusammenhang mit Geschlechtsstereotypen.
Diese Stereotypen können Frauen daran hindern, ihre eigene Macht zu erkennen und zu nutzen, da sie oft in Rollen gedrängt werden, die ihnen weniger Einfluss zuschreiben. Empowerment-Coaching zielt darauf ab, diese verinnerlichten Stereotypen aufzubrechen, indem es Frauen dabei unterstützt, ihre Beziehung zur Macht neu zu gestalten. Dadurch lernen sie, ihre Ressourcen und Fähigkeiten selbstbewusst einzusetzen, um ihre Lebensumstände aktiv zu gestalten und ihre Ziele zu erreichen.
Geschlechtsstereotype können aber auch Männern das Leben auf verschiedene Weise erschweren und ihre Lebensqualität senken. Zum Beispiel wird von Männern häufig erwartet, stark, unabhängig und emotional zurückhaltend zu sein. Diese Erwartungen können zu erheblichem Druck führen, ihre Emotionen zu unterdrücken und keine Schwäche zu zeigen, was das Risiko für psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen erhöht. Darüber hinaus können stereotype Rollenbilder dazu führen, dass Männer sich überarbeitet fühlen, da sie oft als Hauptverdiener betrachtet werden. Dies kann zu Stress, Burnout und einem Gefühl der Isolation führen.
Die Neugestaltung der Beziehung zur Macht im Kontext von Empowerment-Coaching bedeutet, dass die Gecoachten ihre bisherigen Vorstellungen von Macht kritisch hinterfragen und konstruktiv erweitern.
Dieser Prozess umfasst auch die Erkenntnis, dass Macht (Power) vielschichtig ist und in verschiedenen Formen existiert – nicht nur als autoritäre oder dominierende Power, sondern auch als ermächtigende, selbstbestimmte Kraft. Empowerment-Coaching unterstützt Klienten dabei, diese Formen der Power in ihrem Leben zu identifizieren und positiv zu nutzen, um Veränderungen herbeizuführen.
Durch die Neugestaltung der Beziehung zur Macht entwickeln Klienten ein neues Selbstverständnis und Selbstvertrauen. Dieser Schritt ist essenziell, denn er legt das Fundament für die weiteren Prozesse des Empowerment-Coachings, bei denen es darum geht, die eigene Wirksamkeit zu entdecken und zu nutzen.
6. Inwiefern führt Empowerment-Coaching zu authentischer Power?
Empowerment-Coaching stattet Menschen mit authentischer Power aus, indem es ihnen hilft, ihre inneren Ressourcen und Fähigkeiten zu erkennen und zu entwickeln. Es geht nicht nur darum, äußere Ziele zu erreichen, sondern auch darum, ein tiefes Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigene Kraft zu erlangen. Dieser Prozess fördert die Selbstwirksamkeit, sodass die Menschen in der Lage sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und ihre Lebensumstände aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Authentische Power entsteht, wenn Menschen ihre Werte, Überzeugungen und Talente in Einklang bringen und diese bewusst einsetzen, um positive Veränderungen in ihrem Leben herbeizuführen.
Der Unterschied zwischen authentischer und unauthentischer Power liegt in der Quelle und der Art der Machtausübung.
Authentische Power basiert auf innerem Selbstbewusstsein, Klarheit über eigene Werte und Überzeugungen sowie der Fähigkeit, Entscheidungen im Einklang mit diesen zu treffen. Sie ist nachhaltig, respektiert andere und stärkt langfristig das eigene Selbst und die Beziehungen zu anderen.
Unauthentische Power hingegen entsteht oft aus äußeren Zwängen, Unsicherheiten oder dem Bedürfnis, Kontrolle oder Dominanz über andere auszuüben. Sie ist häufig von Egoismus und Manipulation geprägt und kann kurzfristig effektiv erscheinen, führt aber langfristig zu Instabilität und Konflikten.
7. Was bedeutet im Empowerment-Coaching "die ganze Power"?
Empowerment-Coaching eröffnet Menschen die Möglichkeit, ihre ganze Power zu entfalten, indem es ihnen hilft, tief verwurzelte Hindernisse zu überwinden. Ein besonders mächtiges Hindernis, das oft unbewusst wirkt, sind geschlechtsstereotypische Vorgaben.
Geschlechtsstereotype engen oft die Wahrnehmung dessen ein, was als „passend“ oder „akzeptabel“ für Männer und Frauen gilt, und beschränken so den individuellen Ausdruck und die persönliche Entfaltung. Wenn Menschen diese Stereotype hinter sich lassen, öffnen sie sich für eine breitere Palette von Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die über traditionelle Geschlechterrollen hinausgehen.
Dadurch entwickeln sie ein authentischeres und umfassenderes Selbstbewusstsein, das es ihnen ermöglicht, sowohl ihre „weichen“ als auch ihre „harten“ Fähigkeiten auszuleben. Diese Integration führt zu einer authentischen Power, die auf Selbstakzeptanz und dem vollen Potenzial ihrer menschlichen Möglichkeiten basiert.
8. Was sind Powerblockaden im Empowerment-Coaching?
Schauen wir uns nun an, wie geschlechtsspezifische Stereotype die Selbstwahrnehmung und die subjektiven Handlungsmöglichkeiten der Menschen einschränken können und dadurch zu Powerblockaden werden.
„Frauen sind emotional und sensibel“: Dieses Stereotyp kann Frauen dazu bringen, sich selbst als zu emotional oder irrational wahrzunehmen, was ihr Selbstvertrauen in beruflichen oder schwierigen Entscheidungssituationen mindern kann. Es schränkt auch ihre Möglichkeiten ein, in Führungspositionen aufzusteigen, da emotionale Ausdrucksformen oft als Schwäche interpretiert werden.
„Frauen sollten fürsorglich und häuslich sein“: Dieses Stereotyp vermittelt Frauen, dass ihre Hauptaufgabe in der Pflege von Familie und Haushalt liegt, was ihre Ambitionen im beruflichen oder gesellschaftlichen Bereich einschränken kann. Es führt dazu, dass Frauen sich schuldig fühlen, wenn sie Karriereziele verfolgen, und beeinflusst ihre Entscheidung, sich für Führungspositionen oder berufliche Herausforderungen zu bewerben.
„Frauen sollten bescheiden und zurückhaltend sein“: Dieses Stereotyp ermutigt Frauen, ihre Erfolge herunterzuspielen und sich im Hintergrund zu halten, was dazu führen kann, dass sie weniger bereit sind, für ihre Leistungen Anerkennung zu fordern oder Führungsrollen anzunehmen.
„Männer müssen stark und unverwundbar sein“: Dieses Stereotyp zwingt Männer dazu, ihre Emotionen zu unterdrücken und keine Schwäche zu zeigen, was ihre Selbstwahrnehmung als verletzlich oder emotional behindert. Es schränkt ihre Fähigkeit ein, Unterstützung zu suchen oder über mentale Gesundheit zu sprechen.
„Männer sollten Hauptverdiener sein“: Dieses Stereotyp setzt Männer unter Druck, finanziell erfolgreich zu sein und ihre Identität an ihrer beruflichen Leistung zu messen. Das Festhalten an der Rolle des Hauptverdieners kann Männern die Freiheit nehmen, alternative Lebensmodelle zu wählen, wie z.B. Teilzeitarbeit oder die Rolle des Hausmanns.
9. Was ist der Unterschied zwischen Life-Coaching und Empowerment-Coaching?
9.1. Vorgehen und Haltung
Empowerment-Coaching unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom klassischen Life-Coaching. Es ist ein klientenzentrierter Mix aus Coaching, Training, Mentoring und Beratung, der gezielt eingesetzt wird, um umfassende Unterstützung zu bieten. Dabei stehen spezifische Haltungen im Vordergrund, die im Life-Coaching nicht explizit fokussiert werden.
Zum einen betont Empowerment-Coaching die Neudefinition der Beziehung zur Macht („Power“), was entscheidend ist, um tiefgreifende Veränderungen zu ermöglichen. Es ermutigt die Gecoachten, ihre Vorstellungen von Macht kritisch zu hinterfragen und zu einer neuen, selbstbestimmten Beziehung zur eigenen Power zu finden.
Zum anderen geht es im Empowerment-Coaching darum, dass die ganze Power alle Fähigkeiten umfasst, unabhängig davon, ob sie traditionell als „feminin“ oder „maskulin“ gelten. Diese Integration unterschiedlicher Fähigkeiten ist zentral, um ein authentisches Selbstbewusstsein zu entwickeln, das nicht durch geschlechtsspezifische Stereotype eingeschränkt wird.
Ein weiteres zentrales Ziel des Empowerment-Coachings ist es, den Gecoachten den Zugang zu ihrer vollen Power zu ermöglichen, indem Geschlechtsstereotype überwunden werden. Diese integrative Arbeit ist tiefgehend und transformativ, da sie darauf abzielt, Hindernisse zu beseitigen, die oft unbewusst die Selbstwahrnehmung und die Handlungsmöglichkeiten einschränken.
Im Gegensatz dazu konzentriert sich Life-Coaching in der Regel stärker auf Reflexion und Zielverfolgung, ohne Aspekte wie die Neudefinition der Beziehung zur Macht, die Integration von „weiblichen“ und „männlichen“ Fähigkeiten sowie die Überwindung von Geschlechtsstereotypen in den Vordergrund zu stellen.
9.2. Empowerment-Coaching versus Life-Coaching – Ein Beispiel
Um den Unterschied zwischen Life-Coaching und Empowerment-Coaching zu verdeutlichen, betrachten wir das Beispiel einer Frau, die kurz vor einem Burnout steht und ihren Stress reduzieren möchte. Der Unterschied kann insbesondere anhand der Hypothesen beschrieben werden, die die Coach als Arbeitshypothesen aufstellt.
Hypothesen der Life-Coach:
- Problem: Die Klientin hat Schwierigkeiten, ihre Zeit effektiv zu managen und Stress zu bewältigen, was zu Überforderung führt.
- Lösung: Zeitmanagement- und Stressmanagementstrategien könnten der Klientin helfen, um den Stress zu reduzieren und die Work-Life-Balance wiederherzustellen. Der Fokus liegt hier auf der Entwicklung konkreter Strategien, um den Alltag besser zu strukturieren und Entspannungspausen einzuplanen.
Hypothesen im Empowerment-Coaching:
- Problem: Zusätzlich zu den offensichtlichen Problemen im Zeitmanagement und der Stressbewältigung könnte die Klientin durch unbewusste Geschlechtsstereotype blockiert sein. Diese Stereotype könnten sie dazu bringen, überhöhte Erwartungen an sich selbst zu stellen. Außerdem könnten sie dazu führen, dass sie im Beruf und im Privatleben übermäßig viel Verantwortung übernimmt. Diese Stereotype könnten sie auch daran hindern, Hilfe anzunehmen oder Prioritäten neu zu setzen, selbst wenn sie die richtigen Strategien kennt.
- Lösung: Die Empowerment-Coach würde annehmen, dass es notwendig ist, diese Stereotype zu identifizieren und zu hinterfragen. Sie würde mit der Klientin daran arbeiten, ihre Beziehung zu Rollenbildern und Erwartungen zu reflektieren und ein Bewusstsein für diese inneren Barrieren zu entwickeln. Dadurch könnte die Klientin nicht nur effektiver mit Stress umgehen, sondern auch langfristig eine authentische und nachhaltige Work-Life-Balance finden, die ihren wahren Bedürfnissen entspricht.