Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind tiefsitzende Überzeugungen, die uns oft nicht bewusst sind, uns aber in unserem Handeln und unserer Entwicklung steueren. Sie bringen zum Ausdruck, was und wie wir über uns selbst, Gott und die Welt denken. Glaubenssätze können die Form einer „Feststellung“, aber auch die eines Gebots oder Verbots annehmen.
Hier einige Beispiele für Glaubenssätze:
- „Ich bin wichtig und wertvoll.“ (Identität)
- „Ich kann schwierige Situationen bewältigen.“ (Fähigkeiten)
- „Gott bestraft böse Menschen.“ (Gott)
- „Ich muss andere glücklich machen.“ (Aufgabe/Auftrag)
- „Ich darf nicht wütend sein.“ (Verbote)
Was sind gute Glaubenssätze?
Gute Glaubenssätze sind diejenigen, die uns zum Handeln ermutigen. Sie haben eine positive Wirkung auf unsere Wahrnehmung und Gefühle. Gute Glaubenssätze werden auch positive oder empowernde Glaubenssätze genannt. Sie sind aber nicht gleichzusetzen mit der rosaroten Brille.
Hier 5 Beispiele für positive Glaubenssätze und ihre Wirkung:
- „Ich bin gut genug und kann alles lernen.“ Das heißt, ich gehe für meine Ziele und Träume los und kann damit fertig werden, wenn ich etwas noch nicht kann und erst lernen muss.
- „Meine Bedürfnisse sind wichtig.“ Das heißt, ich platziere meine Bedürfnisse, statt nachzugeben oder mich unterzuordnen. Das schließt Kompromissbereitschaft nicht aus.
- „Jeder Mensch ist selbst für sein Glück verantwortlich.“ Das heißt, ich sorge ohne Schuldgefühle für mich bzw. mein Glück und lasse andere für sich selbst Verantwortung übernehmen. Das schließt Hilfsbereitschaft nicht aus.
- „Es steht mir zu, Raum einzunehmen.“ Das heißt, ich fühle mich frei, den nötigen Raum einzunehmen, um gesehen und geachtet zu werden. Ich verstecke mich nicht. Das ist nicht gleichzusetzen mit übertriebener Selbstdarstellung.
- „Ich darf Fehler machen und unvollkommen sein.“ Das heißt, ich setze mich nicht unrealistischen Erwartungen aus. Ich erlaube mir unperfekt zu sein und Ecken und Kanten zu haben.
Was sind schlechte Glaubenssätze?
Glaubenssätze, die uns unnötig Grenzen suggerieren, sind schlechte bzw. limitierende Glaubenssätze. Ich habe bewusst das Wort Suggerieren benutzt, um klarzumachen, dass es sich bei diesen Glaubenssätzen nicht um reale Grenzen handelt oder handeln muss.
Hier 5 Beispiele für limitierende Glaubenssätze und was passiert, wenn man ihnen Raum gibt:
- „Ich bin nicht gut genug.“ Mögliche Folge: Ich werde meine Ziele und Träume nicht verfolgen.
- „Meine Bedürfnisse sind nicht wichtig.“ Mögliche Folge: Ich stelle meine Bedürfnisse immer zurück und verliere den Bezug zu mir selbst.
- „Ich muss meine(n) Partner(in) glücklich machen.“ Mögliche Folge: Ich fühle mich schnell schuldig, sobald mein Partner/meine Partnerin schlecht drauf ist.
- „Ich darf mich nicht in den Vordergrund stellen.“ Mögliche Folge: Ich unterlasse es, meine Arbeit und meine Leistung stolz zu präsentieren.
- „Ich muss perfekt sein.“ Mögliche Folge: Ich erlaube mir keine Fehler und bin überkritisch.
Limitierende Glaubenssätze werden auch negative Glaubenssätze genannt.
Was kann man beim Auflösen von Glaubenssätzen falsch machen?
Bevor ich Dir verrate, wie man Glaubenssätze auflösen kann, möchte ich Dich dafür sensibilisieren, wie man Glaubenssätze NICHT auflösen kann. Zumindest nicht nachhaltig.
Das Märchen der Auflösung von Glaubenssätzen durch ihre Umkehrung
„Wenn Du einen limitierenden Glaubenssatz hast wie z.B.
<Ich bin nicht gut genug>, dann musst Du ihn nur umkehren in
<Ich bin gut genug> und dann diesen täglich vor dem Spiegel aufsagen. So verwandelst Du den Glaubenssatz und alles wird gut.“
Warum ist das ein Märchen?
Wenn Du Dich nur etwas mit Psychologie auskennst und es mit der Transformation von limitierenden Glaubenssätzen ernst meinst, dann verbreitest Du diese Idee nicht. Zugegebenermaßen hört sie sich leicht umsetzbar an und sie verkauft sich deswegen auch gut. Vielleicht gewinnst Du damit auf Instagram viele Follower. Menschen suchen nämlich nach einfachen Lösungen und sind für diese auch schnell zu begeistern.
Dieses Vorgehen kann im Einzelfall funktionieren, es gibt nur einen Haken
Unsere Glaubenssätze hatten viele Jahre Zeit und zahlreiche Gelegenheiten, um sich in unserem Kopf zu verwurzeln. Die Verwurzelung ist dabei vielschichtig und komplex. Wir können sie nicht von jetzt auf gleich mit einer einfachen Umkehrung auflösen. Es braucht etwas mehr Einsatz und ein systematisches Vorgehen. Die Umkehrung kann gut sein, ist aber in der Regel nicht ausreichend.
BEISPIEL: Nehmen wir an, Du hast den limitierenden Glaubenssatz „Ich bin nicht kompetent genug.“
Wenn Du ab morgen Dir vor dem Spiegel das Gegenteil, d.h. „Ich bin kompetent genug.“ sagst und es auch temporär glaubst, dann kann Folgendes passieren. Du gehst Aufgaben an, für die Du tatsächlich noch nicht die Kompetenzen hast. Du kommst aufgrund fehlender Kompetenzen mit der Aufgabe nicht zurecht. Jetzt rate, was passiert. Der alte, limitierende Glaubenssatz „Ich bin nicht kompetent genug.“ wird aktiviert und bekommt wieder eine Gelegenheit, sich zu verfestigen.
Die einfache Umkehrung ist nur dann ein konstruktiver Teil der Glaubenssatzarbeit, wenn in unserem Beispiel die betreffende Person wirklich und objektiv gesehen die Kompetenz X hat.
Warum sind einige Glaubenssätze hartnäckig?
Unser Gehirn will schnell Probleme lösen und sich wieder zurücklehnen. Chaos und Warterei mag es nicht. Diese Eile führt dazu, dass negative und limitierende Gedanken es besser haben als positive Gedanken. Warum? Für sie, also für die negativen Glaubenssätze gibt es sechsspurige Autobahnen (neuronale Netze) in unserem Gehirn. Sie haben die freie Bahn. Es ist einfacher, das zu denken, was wir schon immer dachten, statt neue Gedanken zu etablieren und sie zu Glaubenssätzen zu machen. Denke daran, dass Glaubenssätze Überzeugungen sind. Und Überzeugungen entstehen nicht von heute auf morgen. Sie lösen sich auch nicht von heute auf morgen auf. Das Ganze braucht Zeit.
Außerdem denken Menschen unbewusst meistens negativ. Unser Gehirn bzw. Nervensystem will unser Überleben sichern. Es will Schmerz vermeiden und ist daher fokussiert auf mögliche Gefahren und alles, was unser Überleben gefährden könnte. Neues und Unbekanntes, also auch neue Gedanken, können Unbehagen erzeugen und haben es daher schwerer, sich durchzusetzen.
Für neue, empowernde Glaubenssätze musst Du also erst neue Straßen bauen. Bauarbeiten sind wiederum unattraktiv für unser Gehirn bzw. unser Unterbewusstsein, das gerne im Autopilot-Modus läuft. Für negative Glaubenssätze gibt es den Autopiloten. Für positive Glaubenssätze müssen wir aber bewusst und manuell Entscheidungen treffen. Daher haben wir für negatives Denken sechsspurige Autobahnen im Kopf und für positive Gedanken gerade mal Nebenstraßen. Ein deutliches Ungleichgewicht zugunsten limitierender Glaubenssätze.
In 6 Schritten negative Glaubenssätze auflösen
Wie kann nun der Durchbruch gelingen? Was ist erforderlich, um auch hartnäckige, limitierende Glaubenssätze zu transformieren?
Hier passt tatsächlich das Wort Transformation besser als Auflösen. Denn das Auflösen limitierender Glaubenssätze bedeutet noch nicht, dass sie in positive Glaubenssätze umgewandelt worden sind.
Stelle Dir das so vor: Mit limitierenden Glaubenssätzen sind wir im „Minusbereich“. Wenn wir sie auflösen, kommen wir bei null an. Aber wir wollen natürlich in den positiven Bereich. Wir wollen statt negativer Glaubenssätze positive etablieren.
Dazu wirst Du im Folgenden die 6-stufige Breakthrough-Methode© kennenlernen, mit deren Hilfe Du limitierende Glaubenssätze von A bis Z bearbeiten kannst. Die Methode haben meine Partnerin, Anastasia Peniker, und ich gemeinsam entwickelt und bereits erfolgreich erprobt.
Schritt 1: Glaubenssätze erkennen
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, um Glaubenssätze zu erkennen. Wichtig für unsere Weiterentwicklung sind vor allem negative Glaubenssätze. Diese müssen in positive bzw. empowernde Glaubenssätze transformiert werden.
Im Folgenden lernst Du eine Möglichkeit, die Du nutzen kannst, um Deine limitierenden Glaubenssätze zu erkennen.
Beobachte Dich selbst in Situationen, in denen Du Dich blockiert fühlst und bestimmte Dinge, die Du am liebsten tun oder sagen würdest, unterlässt. Welche Gedanken halten Dich davon ab, das zu tun oder zu sagen, was Du tun oder sagen willst?
Diese Gedanken – vor allem wenn sie gehäuft auftauchen – sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Deine limitierenden Glaubenssätze.
Schritt 2: Glaubenssätze entkräften
Im zweiten Schritt ist es wichtig, limitierende Glaubenssätze so oft und so smart wie möglich zu hinterfragen. Sie sollen an Kraft verlieren. Die Suche nach Gegenbeweisen und Gegenbeispielen ist eine Technik.
Schritt 3: Das Geschenk in limitierenden Glaubenssätzen erkennen
Im dritten Schritt geht es darum, einen friedlichen Abschied von unseren limitierenden Glaubenssätzen vorzubereiten. Frage Dich also, welche Fähigkeiten, Einsichten und Stärken der betreffende Glaubenssatz hat entstehen lassen. Das ist der Moment, in dem Du den negativen Glaubenssatz liebevoll zu akzeptieren kannst.
Das ist wichtig und notwendig, damit Du keinen Anteil Deiner Persönlichkeit, Vergangenheit und Gegenwart ablehnst. Alles, was wir ablehnen, wuchert in unserem Unterbewusstsein und holt uns in Situationen ein, wo wir es überhaupt nicht erwarten.
Falls Du Dir nicht vorstellen kannst, dass es an limitierenden Glaubenssätzen etwas Positives geben kann, dann muss ich Dich enttäuschen. Limitierende Glaubenssätze sind komplexer und ihre Bearbeitung trickreicher als Du annimmst.
Schritt 4: Die Entscheidung treffen, limitierende Glaubenssätze loszulassen
In diesem Schritt steht die bewusste Entscheidung im Mittelpunkt, den betreffenden limitierenden Glaubenssatz loszulassen. Eine bewusste Entscheidung ist erforderlich, weil die Transformation limitierender Glaubenssätze Arbeit bedeutet und Commitment erfordert. Außerdem bedeutet das Loslassen von limitierenden Glaubenssätzen, dass man die Schutzfunktion, die sie uns bieten, auch loslassen muss. Dies kann die Entscheidungsfindung erschweren und ist auch häufig der Grund, warum eine nachhaltige Auflösung von limitierenden Glaubenssätzen nicht gelingt.
Was bei der Entscheidungsfindung helfen kann, ist z.B. die Bewusstmachung dessen, was man verliert, wenn der limitierende Glaubenssatz bleibt und was man gewinnt, wenn man ihn in einen empowernden Glaubenssatz transformiert.
Schritt 5: Limitierende Glaubenssätze erneuern
Im fünften Schritt darf nun der neue Glaubenssatz formuliert werden, der den limitierenden ersetzen soll. Es gibt hier einige wichtige Kriterien, die beim neuen Glaubenssatz erfüllt sein sollten.
Es ist z.B. wichtig, einen Glaubenssatz so zu formulieren, dass er weniger radikal, dafür aber mehr glaubhaft klingt. Nicht umsonst sprechen wir von GLAUBENSsätzen. Warum die einfache Umkehrung des limitierenden Glaubenssatzes nicht optimal ist, hatte ich bereits zu Beginn erläutert.
Wenn der neue Glaubenssatz steht, dann geht es weiter zum finalen Schritt der Transformation.
Schritt 6: Neuen Glaubenssatz etablieren
In diesem Schritt geht es darum, den neuen Glaubenssatz so zu übersetzen, dass er auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Konstellationen verankert werden kann.
Vorab: Es reicht nicht aus, wenn wir den neuen Glaubenssatz lediglich denken. Das heißt, eine rein kognitive Transformation greift zu kurz. Es braucht noch andere Komponenten.
Vielmehr sind neue Erfahrungen bzw. Referenzerfahrungen sowie Kontinuität nötig, damit der neue Glaubenssatz immer wieder konstruktiv verknüpft und erlebt werden kann usw. Neue Verschaltungen im Gehirn sind nötig. Dieser letzte Schritt ist entscheidend in der nachhaltigen und tiefgreifenden Transformation von LGS. Wenn das Vorgehen hier einseitig und unsystematisch ist, dann gelingt keine wirkliche Transformation.
In diesem Blog-Beitrag hast Du die Breakthrough-Methode© nur in ihren Grundzügen kennengelernt. Ausführlicher kannst Du sie in der Coachingausbildung zum Female Empowerment Coach kennen und anwenden lernen. In der Coachingausbildung würdest Du auch weitere Methoden und Tools kennenlernen, die die Bearbeitung von Glaubenssätzen sehr gut ergänzen.
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